Eine Richtlinie, die zu den wichtigsten Normen für die Auslegung und Konstruktion von Regalanlagen zählt, wurde überarbeitet. Welche Veränderungen bringt die neue Version mit sich? Was müssen Sie bei der Planung von Regalanlagen beachten?
Auf diese und weitere Fragen gehen wir im Folgenden ein. Darüber hinaus geben wir Ihnen eine kurze Übersicht über die wichtigsten Änderungen gegenüber der Vorgängerversion aus 2009.
DIN EN 15512
Die DIN EN 15512 „Ortsfeste Regalsysteme aus Stahl – verstellbare Palettenregale – Grundlagen der statistischen Bemessung“ gilt als eine der wichtigsten Vorschriften zur statischen Auslegung von ortsfesten, verstellbaren Palettenregalen aus Stahl. Nach ihrer Einführung im Jahr 2009 wurde diese in der Fassung 2020 überarbeitet und neu veröffentlicht.
Warum wurde die Regalnorm überarbeitet?
Richtlinien werden regelmäßig angepasst und optimiert, um die neuesten technischen Fortschritte berücksichtigen zu können. Es geht um eine kontinuierliche Weiterentwicklung und inhaltliche Überarbeitung gemäß den neuesten wirtschaftlichen Erkenntnissen. Dies zieht diverse Anpassungen in den Grundlagen und Berechnungsmethodiken nach sich. Die Überarbeitung von DIN EN 15512 steht auch für einen wichtigen Schritt der fortschreitenden europäischen Harmonisierung von Normen und Vorschriften.
Die größten Veränderungen betreffen Traglasten für Stützen und Holme. Diese sind das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels aus vielfältigen statischen Einflussgrößen und Bewertungen. Für den Nutzer führen diese zu einem deutlich höheren Sicherheitsniveau.
Mit der Veröffentlichung der DIN EN 15512-2020 und nach Ablauf der Koexistenzphase Ende 2021 gilt diese Richtlinie nun als „Stand der Technik“. Das bedeutet, dass alle Hersteller, Planer und Anwender die Norm berücksichtigen müssen.
Die wichtigsten Änderungen von DIN EN 15512 im Detail
Vergleicht man die überarbeitete Version mit der Vorgängerversion aus 2009, ergeben sich die folgenden Änderungen:
- Die rechnerische Berücksichtigung von Bauteil-, System- und Montagetoleranzen und deren Zusammenspiel wurde neu bewertet. Neben einer höheren Gebrauchstauglichkeit bringt diese detaillierte Betrachtung auch eine sicherere Auslegung im Vergleich zur vorherigen Version.
- Nicht nur an die Einflüsse der typischen Systemlochungen auf die Steifigkeit und das Verformungsverhalten wird bei der Ermittlung der Tragfähigkeit des einzelnen Bauteils gedacht. Diese werden auch bei der statischen Berechnung des Gesamtsystems berücksichtigt. Hierfür ist für jeden Profilquerschnitt eine sogenannte „äquivalente Querschnittsfläche“ zu ermitteln, die ein realistischeres Systemverhalten in den statischen Modellen bewirkt. Diese bilden die Grundlage für die weitere Tragfähigkeitsanalyse.
- Die statistische Auswertung und Interpretation von Testergebnissen wurden um eine Beurteilung des Grenzzustands erweitert. Je nach beobachtetem Versagen und dessen Einfluss auf die Tragfähigkeit ist ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor zu berücksichtigen, um einem schlagartigen Ausfall entgegenzuwirken.
- Neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse von europäischen Universitäten und Instituten werden nun bei der Berechnung von Tragfähigkeiten von durchbelasteten Bauteilen – wie zum Beispiel den Stützprofilen – berücksichtigt. Zuvor wurde das Zusammenwirken von gleichzeitig auftretenden und zusätzlichen Biegungen nur unvollständig erfasst. Dies hatte in der Vergangenheit in einigen Fällen zu einer Überschätzung der rechnerischen Tragfähigkeit geführt. Dem Ingenieur wird durch die neue Betrachtungsweise eine sehr detaillierte Möglichkeit einer fallweise genauen Betrachtung geboten.
- Die rechnerische Behandlung des Anschlusses zwischen Stützen- und Holmprofilen wurde in ein wissenschaftlich fundiertes Format überführt. Revidiert wurde damit die bisher zulässige, aber nicht nachweisbare, Umlagerung der Biegebelastung.
- Gemäß wissenschaftlichen Erkenntnissen wurde für die Bemessung der Stützenprofile eine wichtige Einflussgröße etabliert.
- Auf den langjährigen Erfahrungen aus diversen europäischen Regularien basiert die Einführung zusätzlicher Robustheitsanforderungen. Diese besagen, dass kritische Systemkomponenten, wie beispielsweise Verankerungs- und Aussteifungselemente, einem Mindestsicherheitsniveau entsprechen müssen.
Regalnorm-Überarbeitung: Vorteile für Endanwender und Ingenieure
Die Koexistenzphase von DIN EN 15512–2020 und der Vorgängerversion von 2009 ist seit einigen Monaten vorbei.
Zwar bringt die überarbeitete Richtlinie einige Veränderungen, die einen Mehraufwand für Ingenieure bedeutet, doch erhalten diese damit eine bessere Führung und Orientierung, da die Berechnungsmethoden in der aktuellen Version von DIN EN 15512 nicht nur überarbeitet, sondern auch verfeinert wurden.
Außerdem profitieren Endanwender durch das Einhalten der Richtlinie von mehr Sicherheit bei der Planung, Umsetzung und dem Betrieb von ortsfesten Regalsystemen aus Stahl.