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Warum ein dezentrales Lager Sinn macht und worauf man achten sollte

Geschrieben von Schulte Lagertechnik | 17.09.2020 13:18:08

Der Erfolg eines dezentralen Lagers beruht, vereinfacht gesagt, auf den „4Ks“: den vier wesentlichen Einflussgrößen Kosten, Kunden (Kundenzufriedenheit/Kundennähe), Kommunikation und Krisenmanagement. Jeder dieser Faktoren – beziehungsweise die eingehende Berücksichtigung selbiger im planerischen Vorfeld – spielt eine gewichtige Rolle bei der Entscheidung, ob diese Lagerart zu dem jeweiligen Geschäftsmodell passt. Das ungewöhnliche dabei ist die Zusammensetzung der Parameter. Während der Faktor „Kosten“ zum kleinen Einmaleins einer jeden Lagerplanung gehört, so betiteln die drei weiteren Ks Themengebiete, die einem auf den ersten Blick weit weg vom Stahl und Eisen der Regalanlagen und Flurförderzeuge erscheinen. Bei näherer Betrachtung wird ihr Einfluss – und die Vorteile die die dezentrale Lagerhaltung diesbezüglich bietet – jedoch sehr schnell deutlich.

Dezentrale Lagerung bringt höhere Investitions- Betriebs- und Lagerkosten mit sich als die Lagerung in einem Zentrallager. Punkt – da gibt es keine zwei Meinungen. Sei es bei:

  • der Auswahl der Lagerstandorte,
  • dem Bau von Lagerhallen,
  • der Installation von Regalsystemen,
  • der Bereitstellung der jeweils benötigten Flurförderzeuge sowie
  • der Einstellung von Lagermitarbeitern.

Dieses auf den ersten Blick nachteilige Charakteristikum wird von dem zweiten K – dem Aspekt „Kunde“ beziehunsgweise der „Kundennähe“ sowie der daraus resultierenden „Kundenzufriedenheit“ – maßgeblich relativiert.

Denn das dezentrale Lager gewährleistet in der Regel mehr Nähe zum Kunden; auch und gerade zum „internen Kunden“ im Sinne einer Produktionsstätte, die zum Beispiel „just in time“ oder sogar „just in sequence“ versorgt werden muss.

Diese Nähe wiederum macht sich positiv bemerkbar hinsichtlich der allgemeinen Lieferflexibilität und der kürzeren Lieferzeiten und führt darüber hinaus zu:

  • kürzeren Transportwegen,
  • geringeren Transportkosten sowie
  • der Verringerung von nahezu unkalkulierbaren Transportrisiken wie sie zum Beispiel durch Naturkatastrophen verursacht werden.

Das dezentrale Lager ist zentraler Bestandteil einer besonders kundenfreundlichen Lagerart

Eine besondere Rolle im Segment Endkundengeschäft kommt dabei dem unverändert stark und schnell zunehmenden Onlinehandel beziehungsweise E-Commerce zu. Hier haben sich seitens der Verbraucher sehr hohe Ansprüche hinsichtlich Verfügbarkeiten, Lieferzeiten und umweltschonender Lieferketten entwickelt. Ansprüche, die sich mit der dezentralen – und damit kundennahen – Lagerart besser als mit anderen Lagerarten (wie zum Beispiel einem Zentrallager) erfüllen lassen.

Ebenso kostenmindernd wie auch kundenbindend ist bei der dezentralen Lagerhaltung dabei auch das dritte – für einen wirtschaftlichen Erfolg ebenso mitverantwortliche – K im Bunde: die präzise und transparente Kommunikation. Sowohl zur Koordination aller Belange zwischen den Lägern und der Firmenzentrale als auch innerhalb des Lagernetzwerkes selbst.

Die Basis dafür kann zum Beispiel ein Lagerveraltungssystem bilden, das alle Waren-/Materialstände sowie Lagerspiele beziehungsweise Lagerbewegungen erfasst – eine der Grundvoraussetzungen, um kostspielige Fehllagerungen beziehungsweise Fehllieferungen auszuschließen und allgemein einen reibungslosen und effizienten Ablauf zu gewährleisten.

Transparente, präzise Kommunikation auf allen Ebenen ist das A+O bei der dezentralen Lagerhaltung

Damit dieser auch in Krisenzeiten gewährleistet ist und die Lagerhaltung beziehungsweise die Lieferkette so widerstandsfähig wie möglich ist, müssen bereits im Vorfeld Maßnahmen für ein im Ernstfall funktionierendes Krisenmanagement getroffen werden.

Die dezentrale Lagerhaltung bietet dafür „von Haus aus“ Vorteile, um Lieferketten leichter aufrecht zu halten und um zum Beispiel weiterhin die Beschaffung von Materialien zu bewerkstelligen, die in der Produktion gebraucht werden. Ein Zentrallager „am anderen Ende der Welt“ ist bei kollabierenden Lieferketten kaum in der Lage, eine Just-in-Time-Produktion oder gar Just-in-Sequence-Produktion aufrechtzuerhalten.

Dezentrale, näher an einer Produktion beziehungsweise am Kunden positionierte Läger können dies wesentlich leichter. Sie können auch einen Puffer bilden, der Einbrüche – aufgrund von zum Beispiel Pandemien oder Naturkatastrophen – in den Lieferketten abfangen kann.

Sie sind für die Palettenlagerung oftmals mit Einfahrregalen oder Durchlaufregalen bestückt, die wiederum manuell, halb- oder vollautomatisch bedient werden. Bei der Karton- oder Behälterlagerung kommen dagegen vermehrt Fachboden- oder Paternosterregale zum Einsatz.

Fazit:
Den niedrigeren Lagerkosten und höheren Transportkosten bei einem Zentrallager stehen bei der dezentralen Lagerhaltung – genau umgekehrt – die höheren Lagerkosten und niedrigeren Transportkosten entgegen. Den Ausschlag für das dezentrale Lager geben dabei meistens alle Einflussgrößen rund um den Kunden beziehungsweise den „internen“ Kunden – die Produktionsabteilung. Kundengröße und -anzahl sowie vor allem seine geografische Nähe und die daraus resultierende Widerstandsfähigkeit/Anfälligkeit der Lieferkette im etwaigen Falle einer Ausnahme-/Krisensituation stellen dabei besonders gewichtige Gründe für den Aufbau eines dezentralen Lagers beziehungsweise einer dezentralen Lagerhaltung dar.

Zudem gibt es aber auch immer die Möglichkeit „das eine zu tun und das andere nicht zu lassen.“ Auf Logistisch: Ein Zentrallager mit einem dezentralen Lager – oder auch dezentralen Lägern – zu kombinieren. Die Abläufe könnten sich dann so gestalten, dass zum Beispiel das Zentrallager sowohl Kunden als auch dezentrale Läger beliefert, die wiederum als Puffer-, Umschlag- oder Filiallager dienen.

Entscheidend für den Erfolg sind in allen Fällen die Ansprüche des oder der Kunden sowie die effiziente Gestaltung einer Hand in Hand arbeitenden Logistik/Intralogistik, die auf bedarfsgerecht dimensionierten Regalsystemen und Flurförderzeugen sowie qualifizieren Mitarbeitern beruht. Jede große, globale Lieferkette ist – besonders in Krisenzeiten – schließlich nur so stark wie jedes einzelne, kleine, lokale Kettenglied.